Geschichte der Cessna C120/140

von Patrick Kisel

1945 war eine große Aufbruchsstimmung in der Luftfahrt - vor allem bei Cessna in Wichita - zu spüren. Cessna war zur damaligen Zeit voll von jungen, talentierten Ingenieuren und Techniker, die nach Ende des 2. Weltkriegs bereit waren, großes zu vollbringen.

Cessna hatte die Fertigung der C-190 im Jahr 1945 kurzfristig eingestellt - und einen Entwurf für das “Familienauto der Lüfte” (einem Tiefdecker mit 4 Sitzplätzen) zu den Akten gelegt. Zunächst sollte eine 2-sitzige Schulmaschine die veralteten Boeing Steaman & Co vom Himmel jagen, mit denen noch die hauptsächliche Ausbildung neuer Piloten durchgeführt wurde.

Um dieses Ziel zu erreichen fing Cessna von Null an. Ziel war es, ein fertiges Flugzeug innerhalb der kürzest möglichen Zeit (man spricht von ein paar Monaten) zu schaffen.

Der Erstflug der Cessna 140 fand am 28. Juni 1945 - der der Landeklappen-losen Cessna 120 am 31. Dezember statt. Morton Brown führte beide Flugzeuge durch die Erstflüge.

Das Handlich der neuen Maschinen erwies sich als hervorragend. Dennoch waren folgende Probleme zu lösen:

1. Befestigung und Stabilität des Hauptfahrwerks
2. Installation der Frontscheibe in “schwimmender” Ausführung (wie heute üblich)
3. Festigkeit und Stabilität der Auspuffanlage
4. Lärmreduzierung
5. Integrität der Flügel-Nasenkante
6. Vergaserinstallation
7. Befestigung der Motorhauben
8. Türbefestigungen
9. Motorkühlung
10. Anzeigesystem der Höhenrudertrimmung und deren Auslegung
11. Überarbeitungen der Kühllufteinlässe

Wie man sieht - sämtlich heute für selbstverständlich gehaltene Dinge. Man sollte sich aber vor Augen führen, dass Cessna mit der 120 und 140 in vielen Bereichen neue Wege beschritt.

Der Prototyp der Cessna 140 wies zunächst ein einteiliges Federstahlfahrwerk auf. Dieses erwies sich jedoch schon bald zu schwer - weshalb es durch die bekannte 2-teigige Konstruktion ersetzt wurde. Diese Konstruktion stammt im Übrigen von Steve Wittmann (seines Zeichens berühmter Rennpilot). Cessna zahlte über 17 Jahre Lizenzgebühren für diese Fahrwerke an Wittman. Für dies Fahrwerk gab es optional erhältliche Adapterplatten, die die Räder um 4 inches nach Vorne verlagerten - auf diese Weise sollten “Kopfstände” verhindert werden.

Mit einer maximalen Geschwindigkeit von 120 mph und einer Dienstgipfelhöhe von 15.500 ft waren beide Modelle sofort ein großer Erfolg. Die höchste Produktionsrate wurde im Herbst 1946 mit 30 Maschinen pro Tag (!!) erreicht. Nach dem Ende des Jahres waren bereits 3.846 Flugzeuge gebaut. (Die erste Serienmaschine war eine C-140, verkauft für 2.995 Dollar).

1947 brach der Markt für 2-spitzige Flugzeuge fast gänzlich ein - der Produktionsausstoß lag nur noch bei 5 Maschinen pro Tag. Um die Flugzeuge noch interessanter zu machen kamen die ersten Modifikationen. Ab Werk gab es eine Steigerung der Motorleistung von 85 auf 90 hp und die Installation eines Zigarettenanzünders (*man kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen*). Radschuhe, einziehbarer Landescheinwerfer und Propeller Spinner waren von nun an bestellbar.
Die Preise stiegen dabei auf 2.845 bzw. 3345 Dollar in den Jahren 1948/49.

Die letzten C-140 wurde im April 1949 ausgeliefert - die letzte C-140A mit einem Ganzmetall-Flügel im Juni 1949. Dieser neue Metallflügel war eine Ableitung des Flügels der Cessna 170A - und sollte damit den Grundstock für viele weiteren, angestrebten Cessna Flügel legen. Dennoch war der Markt damals ziemlich gesättigt - so liefen von 1949 bis 1951 nur 525 Cessna 140A “vom Band”. Der letzte Listenpreis war im März 1951 3.695 Dollar.

Heute zählen die Cessna 120/ 140, vor allem aber die C-140A zu den begehrten Sammlerstücken auf dem historischen Flugzeugmarkt.

Lassen wir abschließend William Thompson zu Wort kommen: “ In der Rückschau auf die C-120/ 140 Ära bin ich von der schieren Einfachheit, ihren spritzige Flugeigenschaften, ihrem geringen Kaufpreis, niedrigen Betriebskosten, ihrer Haltbarkeit und ihrer klassischen Schönheit beeindruckt. Ich kann mich an keinen Fall eines Überschlags dieses “Trainers der Welt” in den späten 40´ern erinnern. Nach heutigen Maßstäben nicht so außergewöhnlich sind ihre enge, laute Kabine, ihre relativ geringe Reisegeschwindigkeit, geringe Reichweite sowie ihr beschränkter Raum für Avionik und Instrumente. Sie wurde als Flugzeug für kurze Strecken entwickelt und in dieser Mission glänzte sie. Viel wichtiger jedoch: Sie begründete den Ruf von Cessna als dem führenden Hersteller in der Allgemeinen Luftfahrt.”